Ein Hoch (und später ein Bier) auf den Vater, der uns dieses Kleinod dichtete:



Haus "Domblick"

"Mein Haus" - wie stolz das klingt,
wenn man ein Heldenepos singt.
Solch Heldenepos, ja für wahr,
das gab's nur einmal dieses Jahr.
Als Verseschmied will ich berichten
und dazu kleine Verse dichten,
die dabei helfen zu vermelden,
wie es ablief bei den Helden.
Dafür nutzt' ich auf alle Fälle
die einzig gute, sich're Quelle,
und ich warf drum nen Hohmpehtschblick
auf die Adresse "hausdomblick".
Dort wird von Anfang an berichtet,
was nun folgend wird bedichtet.

Nach wochenlangem Debattieren
sagtet Ihr: "Wir wolln's probieren.
Wir kaufen uns ein Häuschen klein,
sanieren es und zieh'n bald ein.
Sylvester schrei'n wir oh und ach
von unserm eignen spitzen Dach,
wenn wir hör'n den ,dicken Pitter' -
in dem ganzen Knallgewitter. "
Wenn Ihr beide dann steht ohm,
und seht von fern den Kölner Dom,
dann denkt Ihr wohl auch voller Glück
an das Erschaffene zurück.

Der erste Anblick war nicht schlecht.
Im Garten klopfte grad ein Specht.
Dicht war das Dach, Fassade grau.
Dies alles passte ganz genau.
Zum Schrebergarten ist's nicht weit;
das spart auch künftig reilich Zeit.
Im Hausgarten kann man ausruhn -
wenn es nicht Nachbars Katzen tun!

Doch war am Anfang erst fürwahr,
ganz wichtich immer der Notar;
auch wenn der für sein mieses Schaffen
sehr viel Euronen wollte raffen.
So kam aus Eurem Mund manch Fluch.
Doch der erstarb beim Blick ins Buch,
als Ihr dann laset schwarz auf weiß:
Haus/Grund ist Euer für den Preis!

Nun ging es erst voll richtich los,
und Ihr fragt' Euch: "Was mach mer bloß?
Wer zeigt uns einmal richtich das,
wie man sucht bloß nach Nirvanas,
denn wir woll'n im Alten fenden
Dinge, die im Nirgends enden,
damit wir später dann am Neuen
uns gänzlich ohne Fehler freuen."

Und siehe da, so kam's dann auch.
Ihr standet manchmal auf dem Schlauch,
weil Rohre, die im Nichts verschwanden,
und Kabel, die durch Band verbanden,
ein Zeitungsfetzen von ganz fern,
ne Wasserleitung, fest im Kern,
ein Fensterchen hinter ner Wand,
nen Hammer man vergessen fand,
Euch immer wieder grübeln ließen,
wie oft denn noch solch' Scherze grüßen.
Denn schließlich musstet Ihr bedenken,
dass keine Zeit war zu verschenken,
um alles für das Ziel zu machen,
mit allen Euren Siebensachen
das Weihnachtsfest mit Saus und Braus
zu feiern im sanierten Haus.

Bis dahin war soooo viel zu tun,
keine Zeit war auszuruhn:
Die Biotonne musste ran,
die Messing-Eins war auch noch dran,
in der Zimmertür da fehlt' das Glas,
mit der Volksfürsorge war noch was,
im Keller war ein Raum zu streichen.
Die alte Farbe musste weichen,
als neue gab's, Ihr wisst's genau,
ein wunderschönes Schwimmbadblau.
Darob herrscht' Freude tagelang;
doch bald lagen die Nerven blank.
Es war schlimmer als der Alb in Träumen,
denn es musste in drei Räumen
die Tapete von der Wand,
vor der man öfter hilflos stand,
denn auf das Profi-Bügeleisen
konnte man getrost nur sch ....
Doch trotzdem, eh' man es gedacht,
war dieses Tagwerk auch vollbracht.

Aber schon nahte das nächste Übel.
Man konnte nicht mal mit nem Dübel
in des Schlafes Zimmerdecke,
die erst mal nur sich voller Flecke,
doch dann mit grauem Schimmel zeigte,
so dass Euch gar nichts übrig bleibte,
als Putz und Decke abzuschlagen,
um sie dann auf den Müll zu tragen.
Für den Abriss von dem Putz
brauchte man auch Atemschutz,
denn schnellstens merktet Ihr genau,
dieses Zeugs, das stiebt "wie Sau".

Das alles war schon ziemlich arg,
und der Elan verließ Euch stark;
drum wolltet Ihr viel Kraft nachtanken
und übernehmen die Gedanken
vom Haus der Meister in Dessau,
denn diese lebten dort genau
ganz mit ohne welche Normen
inmitten Farben und in Formen
von Treppen, Schränken und auch Mauern,
die stets die Zeiten überdauern.
Dort bekamt Ihr wieder Lust -
doch schon vorbei war der August!

Dann kam der September und das Gefühl,
nicht mehr lange, dann wird es hier kühl.
Schnell wurde deshalb ein Meister bestellt,
der dann erst für ein ganz gutes Geld
den alten Heizkessel hat ausgebaut,
dann dachwärts nach dem Rechten geschaut,
dort den Schornstein inspiziert -
mit Plastikrohren (!!!) ausstaffiert.
Natürlich ward' der Kessel neu.
Gefeuert wird mit trocknem Heu,
damit man nach dem Rat der Väter
die Umwelt schonet Jahre später.

So Mitte Monat wurd's dann hektisch,
denn der Jens hatte elektrisch
Leitungswege in der Hand.
Um diese drum war Isoband.
Darunter konnte Jens entdecken
drei Lüsterklemmen ohne Ecken.
Und auch sonst sah er bald schon
viel Kreatives für den Strom.

Jedenfalls zu aller Schutz
mussten die Kabel untern Putz,
so wie auch noch manch Wasserrohr,
das lugte aus der Wand hervor
und zeigte Euch - oh wie so toll -
dass es war mit Unrat voll.
Das musste raus an mancher Stelle,
damit nicht, wann das Wasser quelle
und zum Bade sich ergieße,
sooo Eure Laune dann vermiese,
denn diese hat gelitten schon
bei den Strippen für den Strom.

Doch in dem ganzen Baulärmkrach,
inmitten von dem Ungemach,
stießet Ihr an und sagtet Prost,
weil ins Haus kam erste Post
vom Urlaub in den Uh Ess Ah
geschickt von Freundin Andrea.
Und außerdem - wer hätt's gedacht
habt Ihr mit Bauschrott Geld gemacht.
Denn wenn auch Heizungskörper stinken,
so bringen sie doch Pinkepinken
als Beitrag zur Baumarktbelebung
in der schönen Kölnumgebung.

Dort gab es zwar kein Kölsch zu saufen,
aber dafür viel zu kaufen:
Kabel, um den Strom zu führen,
Klinken für die Zimmertüren,
Dachlatten für Zwischendecke,
Material für Dämmungszwecke,
Kleister zum Tapetenkleben,
Werkzeug, Balken anzuheben,
Putz, um Wände anzuputzen,
weil das später hat den Nutzen,
dass man darauf Fliesen klebt,
was die Stimmung mächtich hebt,
wenn man sieht, wie akkurat,
wird gestaltet Euer Bad.
Auch Schrauben, Nägel, Vliestapete,
kosteten ne Menge "Knete";
und der Kassierer strahlte sehr,
als Ihr gabt die "Scheinchen" her.

Ansonsten half Euch Utes Sprinter,
auch noch in dem Kölner Winter
alles hin und her zu karren -
auch wenn ihm jetzt die Federn knarren.
Und so hat dies rot' Gefährt
für Euch einen hohen Wert.
Doch m e h r wert künftig ist das Haus.
Die ersten Tilgungen sind raus,
und damit alles läuft perfekt,
seid Ihr im Grundbuch eingecheckt.
Als dann vorlag das Dokumente
schütteltet Ihr Euch die Hände
und leertet froh ein Fläschchen Sekt.
Nie hat er Euch soooo gut geschmeckt!

Ich weiß nicht mehr, sagt' ich es schon?
Ein Foto gibt's von allem von:
Den Blick ins Bad wie in nen Schrank,
die Katze aalt sich auf der Bank,
der Jens, der steht am Eingangstor,
unter dem Putz guckt Schimmel vor.
Ein alter Ofen stand im Keller,
jetzt, der neue wirkt viel heller.
Eine Leiter steht in einem Zimmer
und ein Gerät, das kennt man nimmer.
Von einer ob'ren Zimmerdecke
hängt ein Stückehen in die Ecke
und ein Fensterchen, ganz klein,
lässt nun Zusatzlicht herein -
Eine Wand war vor ne Wand gemauert
(ihr Abriss hat bestimmt gedauert),
fast schwarz die Tapete, bunt gemustert,
hat eine Wand ganz schlimm verdustert.
Im rustikalen Treppenhaus
reißt Ute eine Wand heraus,
und anschließend, wie's scheint ganz heiter,
lacht sie von einer hohen Leiter.
Wo anders stürzt mit lautem "bummm"
eine dicke Wand ganz um.

Ist drinnen auch die Welt verkehrt,
von draußen sieht man unversehrt
ein schmuckes Haus mit schmaler Tür
(deren Breite eins und Höhe vier)
Und von oben aus den Dachgefilden
kann man sich ne Meinung bilden,
ob die zwei fernen Kirchturmspitzen
tatsächlich ließ der Dom rausblitzen?
Doch wenn man dann den Zoom betrachtet
und auf jede Feinheit achtet,
so sieht man gut - man gloobt es kohm:
Jawohl, fürwahr - es ist der Dom!

Und so beschließt sich die Geschichte
von meinem kleinen Kurzgedichte,
obwohl dies erst der Anfang war,
denn es folgt noch gar manches Jahr,
in dem Ihr froh und voller Glück
an die Sanierung denkt zurück.

Nun bleibt zu wünschen nur noch mir:
Spendiert mir mal ein kleines Bier!
Dieses wär' - Ihr wisst es schon -
des greisen Dichters einz'ger Lohn!